Die Schwarzmeer-Runde '10

Ukraine

Hossa, jetzt gehts los. In Summe haben wir gute 4 Stunden an der Grenze verbracht. Fahrzeugpapiere, grüne Karte, Pass - das volle Programm. Dann meinste jetzt isses vorbei, dann gehts erst richtig los! Da kommt dann der schwarz gekleidete Grenzer und der fängt an das Gepäck zu filzen. Freundlich und bestimmt, keine Frage, aber blöd daherreden und einen Witz versuchen brauchste auch nicht. Schätze der hat schon einiges erlebt an diesem Übergang. Nunja, also Koffer auf, Zeug raus, Zeug rein, Werkzeugrolle auf, Zeug raus, Zeug rein. Am meisten interessiert hat ihn das Medizintäschchen. Hab' ja nun mal nichts besonderes dabei, aber diese Magenpillen hat er offenbar nicht gekannt. Gut war, dass sie noch original-verschlossen waren. Bei jedem einzelnen Fläschchen hat man so richtig gespürt wie er in seiner Datenbank alles durchgeht und schaut ob das Präparat gut oder böse ist. Völlig wurscht, also nicht völlig, aber im Vergleich zur Medizin ziemlich wurscht war ihm der technische Firlefanz (Ladegeräte, Taschenlampen, Kabel etc.). Zum Schluß dann noch eine kleine Konversation: Er: "Any waepons, drugs?" Ich: "No" Er: "No waepons, no drugs?" Ich: "Yes, nothing" Er: "Hmmm, ok go".

Ansich phaszinierend. Bei Leibe ist eine Grenzstation nicht das Urlaubsziel erster Wahl, doch gehörts irgendwie schon dazu. Und man muß nun einfach sehen, wie die Sachlage ist. Der gute Mensch dort macht nichts anderes als seinen Job. Den macht er gut. Wenn Du jetzt als Urlauber daherkommst und meinst alles besser zu wissen wie er - sprich Stress machst wegen der intensiven Kontrolle, dann ists halt einfach so, dass er am längeren Hebel sitzt. Zu verbergen hab' ich nichts, also lass ihn doch reinschauen. Und wo meine Schmutzwäsche ist, glaub mir, das weiß der Grenzer bald besser wie ich. Die wird ihn auch nicht so stark interessieren (nicht dass nicht kontrolliert wurde, ob was drin versteckt ist!). Also auf in die Ukraine. Es war zur Mittagszeit als wir beschlossen, mal rechts raus zu fahren um ein bißchen zu brotzeiteln. Es ging da an einem endlos langen Zaun entlang bis uns ein Soldat vom Wachturm runter mit Hilfe von Gestiken klar gemacht hat, dass das die zweitbeste Idee ist hier langzufahren und dass wir schleunigst umdrehen sollen. Ok, wollen ja nicht gleich Ärger produzieren - haben umgedreht und uns an einer Gabelung in den Schatten gepflanzt um Pause zu machen. Dauert aber garnicht lang, bis - wie sich rausstellt - eben dieser Grenzsoldat mit Kollegen aufm Mopped angedüst kam. Erst mal Papiere prüfen. Dann über Moppeds staunen und als drittes zu verstehen geben, dass das Rumsitzen im Grenzgebiet nicht erwünscht ist. Ach herrje, stimmt, der Zaun ist die Grenze zu Rumänien. Die Route nach Reni läuft ja ziemlich eng an der Grenze von Moldawien runter an Rumänien entlang. Nach ein bißchen Plauderei - wieviele Zylinder hat denn das Mopped, wieviele PS jenes, gab man uns noch 10 Minuten und dann sollten wir verschwunden sein. Ok, das ist ein Kompromiss, den wir gerne einhalten wollten. Also weiter. Dauert aber garnicht so lange, bis wir erneut angehalten werden. Diesmal von der Strassenpolizei, irgendwo hinter Izmail. Ohje, hat man doch so viel schon gelesen über die korrupte und unberechenbare Polizei. Das Thema war hier, dass wir wohl innerorts 85km/h anstatt 50km/h gefahren seien. Recht hat er, hab zufällig kurz vor der Kelle aufs GPS geschaut, es waren rund 85. Es war freie Sicht über Felder und ein paar vereinzelte Bäume. Nur wo ist der Ort, wenn wir schon innerorts seien. sollen? Eine ganze zeitlang diskutierten wir mit dem Polizisten, ein noch recht junger aber ausgesprochen freundlicher und geduldiger Mann. "No willatsch - eitifeiff ok, willatsch fifti", wir dagegen "there is no village, where is the village?". Er deutet die Strasse runter und - ach du liebe Zeit - tatsächlich sieht man in 2-300m das Ortsendeschild. Tja, Pech gehabt. Nun sagten wir dass wir das nun einsehen, er möge das Ticket zu uns nach Hause schicken. "No ticket austria", hmmm... So gings eine ganze Zeit hin und her, er machte irgendwie keinen Streß, wir hüteten uns davor einen zu machen. Und so wurde erst mal gemeinschaftlich eine geraucht und über Smalltalk dann ein Handel ausgeheckt. Stefan hatte in der Zigarettenschachtel noch ungefähr vier oder fünf Stück drin, die schenkte er dem Polizisten. Im Anschluß wünschte man uns noch gute Fahrt und "willatsch fifti!". Kein Ticket. Weiter Richtung Odessa. Wir wollen die Brücke bei Zatoka nehmen, sonst müssten wir ein weiteres Mal durch Moldawien. Ja, diese Brücke kann man befahren, nicht aber fotographieren. Der Aufpass-Soldat wurde da richtig grimmig als wir Andeutungen machten um zwecks Foto stehen zu bleiben. Nix da, keine Fotos, weiterfahren. Schade, aber aus etwas weiterer Entfernung gehts. In der Gegend dort ist richtig Sommer-Sonne-Strand angesagt. Mit Hotels und Restaurants und allem was dazugehört. Die Moppeds konnten wir auf dem zum Hotel zugehörigen Parkplatz abstellen, wobei die Bungalowanlage wiederum zum Hotel dazugehört. Am nächsten Morgen wollte ich dann zum Aufladen das Mopped holen. Nix da, ich bräucht jetzt da irgendeinen Zettel, vorher macht er die Schranke nicht auf. Dass via Fahrzeugschein geklärt ist, dass das auch mein Mopped ist, war schon ok, es fehlt aber ein Zettel. Hmm, keine Ahnung was für ein Zettel! Nach längerem Hin- und Her fand sich jemand, der bemerkt hatte, dass hier ein Problem vorherrscht und nahm sich der Sache an. Er schickte mich zur Rezeption der Bungalows - quatschte irgendwas auf ukrainisch und deutete an, ich möge einen klitzekleinen Moment warten. Bleibt mir ja eh nichts anderes über. In der Tat kam in ein paar Momenten jemand und deutet an, ich möge mitkommen. Dieser Jemand war die Reinigungsfrau. Sie kontrollierte mit mir, ob die Fernbedienung vom Fernseher, das Bettzeug und die Handtücher vollzählig sind. Ja, sind sie - und siehe da, ich bekam auf das Registrierungsformular das Datum und ein Namenskürzel gekritzelt. Ach schau an, mit dem Namenszeichen bekam ich auch mein Mopped vom Parkplatz, so als wärs das selbstverständlichste der Welt. Wie nett, Endkontrolle unter Einbehalt des Fahrzeugs. Einfach aber wirkungsvoll. Odessa, Potemkinsche Treppe. Ja sie gibt es. Ich hab sie mir allerdings mächtiger vorgestellt. Und so richtig beeindruckend wirds auch nicht so recht weil am Fuße der Treppe eine mächtig befahrene Strasse vorbeiführt. Das sieht man auf den Reiseprospektfotos nicht. Wie dem auch sei, eine witzige Idee ist das schon, die Treppe nach obenhin zusammenlaufen zu lassen. Auf dem Foto schaut das Teil dann richtig groß und endslang aus. Nach Nikolayev und Cherson kamen wir dann schon langsam in Richtung Krim. Wir versuchten einen Zeltplatz ausfindig zu machen der im GPS verzeichnet war, letztendlich machten wir bei Khorly (liegt auf einer sichelformigen Halbinsel) halt. Dort im Restaurant spielte sehr schöne Musik. Andru Donalds, 'Voice of Enigma'. So zumindest hab ich das Cover abgeschrieben. Zu meiner großen Enttäuschung gibt es die CD wohl so unter diesem Namen nicht. Wenn mir hier jemand weiterhelfen kann - Bitte! Danke!

Von Khorly aus gings dann, am Anfang auf einem herrlichen Schottersträsslein, auf die Krim. Ist ja tatsächlich eine autonome Republik mit eigenen Grenzkontrollen und so. Die fallen zwar mit nichten so intensiv aus wie die aus den Anrainerstaaten in die Ukraine, aber anhalten und Pass herzeigen ist schon drin. In der Nordkrim machst Du Dir dann Deine Reifen eckig. Strassen, so weit das Auge reicht einfach nur geradeaus. Das hat schon was meditatives an sich. Musst nur aufpassen wenn irgendwo am Horizont ein Reisebus plötzlich aufs Bankett rausfährt. Fällt halt auf weil auf einmal eine riesen Staubwolke über der Strasse hängt. Wenn du denkst naja, wird halt eingeschlafen sein, kannst vielleicht Recht haben, mußt aber nicht. Kommst Du dann an die Stelle und sich quer über die Fahrbahn ein 10cm tiefes Schlagloch zieht, weißt Du auch warum der Bus aufs Bankett raus ist. Ist nämlich die einzige Möglichkeit diesem Loch auszuweichen.

In Richtung Simferopol und dann weiter Richtung Sevastopol wirds langsam hügeliger, stellenweise sogar etwas gebirgig. Sevastopol konnten wir nur einen nachmittag lang besuchen, denn der Zeitplan drängt. Wir wussten, dass die Fähre von Sochi(RUS) nach Batumi(GE) nur samstags bzw. dienstags geht (wenn überhaupt). Doch zuerst müssen wir in der Ukraine über Jalta nach Kerch, dann Grenzübertritt nach Russland und dort gute 400km bis Sochi. Somit wäre es ungeschickt, erst am Samstag oder Sonntag in Sochi aufzuschlagen. Mir wäre es ansich egal gewesen, gegebenenfalls ein paar Tage mehr zu brauchen, meine Rundenplanung was diesbezüglich relativ großzügig. Doch Stefan konnte aus seinem Urlaubsrahmen nicht wirklich die Tage aus dem Vollen schöpfen. Somit gings dann in vergleichsweise zügigen Schritten nach Kerch zum Übersetzen nach Russland. In diesem Übergang stecken gleich zwei Schwierigkeiten und, wie wir später feststellen konnten, genügend Potenzial zum Zeitverlieren. Zum Einen ist hier eine Fährfahrt angesagt. Die alleine würde ja nicht so schlimm sein, wäre sie nicht direkt verbunden mit dem Grenzübertritt nach Russland. Das heißt erst mal Tickets für die Fähre kaufen, aus Ukraine ausreisen und dann drüben in Russland einreisen.

Hier die Fotos dazu.

  Navigation  
< Rumänien Nach oben Russland >