Die Schwarzmeer-Runde '10
Türkei
So, nun sind wir wieder in der Türkei. Allerdings hatten wir an der Grenze etwa eine Stunde zusätzlich zu den Formalitäten Aufenthalt. Nicht dass irgendwas nicht in Ordnung gewesen wäre - es war dort einfach so gemütlich und freundlich - wir haben schlicht an der Grenzstation Pause gemacht! Komm auf die Idee mal an einer russischen Grenze... Insgesamt gab diese Pause und die Landschaft danach einen Eindruck auf das, was jetzt kommt. Unglaublich gastfreundliche Menschen und endsweite Strecken zu überbrücken. Unser erstes Ziel war ein der Agri Dagi, bei uns besser bekannt als Ararat, der Berg, an dem die Arche Noah zum stehen kam. Also grob Richtung Igdir. Auf dem Weg dorthin kamen uns zwei Australier entgegen, die waren auf dem Weg von Kapstadt über Algerien, jetzt grade Türkei dann weiter Richtung Georgien und die "stan"-Staaten grob Richtung Japan unterwegs... wau! Insgesamt ist es schon so, dass je weiter man weg ist, desto "verrücktere" Leute trifft man. Man denke an den internationalen Treff im Hotel Lomi in Kazbegi, wir trafen einen Berliner Rentner auf dem Weg nach Indien, die zwei Australier, in Griechenland der schweizer Lehrer und die zwei Dänen auf MZ... Also auf, Ararat schauen. Problem dabei war nur, dass das Wetter wie in Georgien auch schon, nicht wirklich strahlend blau war sondern eher gemischt mit eingestreuten Gewittern. Sogar einmal mit ein bißchen Hagel, wir stellten uns in einer kleinen Hütte unter. Auf den Ararat hatten wir daher auch keine freie Sicht, aber gesehen haben wir ihn schon ein bißchen - mit Wolkenmütze auf. Wir übernachten in Tatvan, eine der 'Hauptstädte' Kurdistans. Ein bißchen eine seltsame Stimmung war dort schon, obgleich allesamt bemüht waren, die Krise in dieser Region uns nicht merken zu lassen. Aber man merkts halt doch, zumal das Militäraufkommen dort einfach im Vergleich zu Georgien oder dem Rest der Türkei enorm hoch ist. Ziemlich entspannt hingegen war der Kaffee im Nemrut Krater, einem erloschenen Vulkan unweit von Tatvan. Die Route ging über den Besuch des Nemrut Dagi, dem sog. achten Weltwunder über Elbistan nach Afsin. Die Götterfiguren am Nemrut sind ausgesprochen gut erhalten obgleich sie da oben auf rund 2200m Wind, Wetter, Erdbeben aber auch Mensch ausgesetzt sind. Dieser Gipfel ist kein natürlicher - es ist ein mit gut faustgroßen Geröll künstlich aufgeschütteter Gipfel. Man muß mit den Nemruts ein bisschen aufpassen, es gibt ja zwei davon, einmal eben den Vulkankrater bei Tatvan und einmal die Götterstatuen auf dem Nemrut Dagi bei Adıyaman. Afsin, so kommt es uns vor, ist eines der konservativsten Kleinstädte der ganzen Türkei. Das Hotel ist sehr traditionell geführt (mit Schuhe ausziehen und so) und auf der Strasse werden um etwa 21:00 die Bürgersteige hochgeklappt. Wir hatten in der Tat zu tun, noch was zu Essen zu bekommen, weil ein Laden nach dem anderen zugemacht hat. Von einem kühlen Efes blieb in dieser Stadt nur der Traum übrig - nirgends, aber auch nirgends gabs da was. Sonst gibt es wenigstens unabhängig von den Restaurants einen Getränkehändler, der was verkauft, nicht aber in Afsin. Wie dem auch sei, ist ja auch nicht sooo wichtig. Nichtsdestotrotz haben wir recht gut gegessen - die üblichen Spiesschen und Reis. Richtig witzig war das Sandspielen, als wir den "Cöl Gölü" an seiner Südseite tangierten. Irgendwie scheint das ein austrocknender See zu sein, der aber ziemlich weite, brettlebene Sandflächen zurückläßt. Wir haben es uns nicht verkneifen können, mal eine Runde auf Sand zu drehen, denn das hatten wir in unserem Strassenbelag-Repertoir der Reise noch nicht. Das war rund 30km vor Göreme, dem Zentrum Kappadokiens. Diese Felsbauten sind schon irgendwie beeindruckend. Von zwei Bulgaren, die wir auf dem Weg getroffen hatten, haben wir auch einen Tip für ein Hotel bekommen. Dieses Hotel ist genauso wie die antiken Behausungen, direkt in den Fels gebaut. Wir haben beschlossen, dieses recht schöne aber auch nicht ganz billige Hotel herzunehmen und dort unsere gemeinsame Reise zu beenden. Es hat sich einfach gezeigt, dass die verfügbare Zeit jeweils zu unterschiedlich war und der eine gestresst ist, weils nicht schnell genug weitergeht, der andere genervt war, weil so eine Hektik im Raum steht. Nachdem Kappadokien und alles was Richtung Istanbul nun folgt, auch touristisch recht gut erschlossen ist, haben wir auch von der Sicherheitslage keine Bedenken. Ich wollte eher wieder hoch ans Schwarze Meer - so war ja nun schliesslich mein Motto, Stefan orientierte sich dann eher zügig gen Westen um dann in großen Autobahnschritten schnell heimzukommen. Am nächsten Morgen haben wir uns dann voneinander verabschiedet und jeder ist seine Wege gefahren. Habe mir noch ein bißchen die doch recht beeindruckenden Landschafts- und Felsformationen in Kappadokien angesehen. Letztendlich gings dann auf der D750 Richtung Ankara wo kurz vorher gleich beim "Mogan Gölü" ein Hotel mit angegliedertem Camping zu finden war. Ich stand grade unter der Dusche als ich draussen den Herrn von der Rezeption die Örtlichkeiten jemanden erklären hörte. So ein Zufall, dieser Jemand war Stefan! Ok, sollte der Reiseverlauf uns doch noch nicht so schnell trennen. Am Autobahnkreuz kurz vor Ankara bog Stefan dann ab, ich bin gradeaus nach Ankara hineingefahren. Eine große aber sehr saubere und gepflegte Stadt - Hauptstadt eben. Am anderen Ende habe ich mich in einem Neubaugebiet allerdings dermaßen verfahren - ich hab einfach nicht mehr rausgefunden. Ok, GPS zeigt die Richtung und dann gehts halt einfach den verwickelsten Strassen nach bis wieder ein Wegweiser kommt. Richtung Küste wurde dann das Wetter leider wieder schlechter bis es in Zonguldak so richtig das regnen begonnen hat. Ziemlich aprupt hatte damit die Tagesetappe ihr Ende gefunden und ich Gott sei Dank recht schnell ein Hotel. Ich plazierte das Mopped unter eine offene Garage (eigentlich mehr Carport). Das wiederum führte ruckzuck dazu, dass ich nochmal in den Regen raus musste denn der Parkplatz war für die Polizei reserviert. Also umparken. Die Polizisten haben zwar ein bißchen grimmig dreingeschaut, waren aber letztendlich mit meinem "Sorry!" doch zufrieden. Hatte ich doch das Zimmer mehr oder minder unter Wasser gesetzt (durch die tropfenden Klamotten) so war ich doch erstaunt, dass am nächsten Tag in der Früh doch alles relativ trocken war. Insgesamt hab' ich durch die Route durch die Zentraltürkei von der türkischen Schwarzmeerküste nicht allzuviel gesehen. Was aber auf dem paar restlichen Kilometern klar wurde, ist, dass es sehr wohl ausgesprochen hübsche Flecken gibt, idylische (Bade-)Buchten, Sandstrände auch. Doch insgesamt scheint die Küste tatsächlich eher industriell genutzt zu werden als touristisch. Doch wie gesagt, es gibt auch Ausnahmen. Ausgesprochen witzig war der Western-Campingplatz irgendwo zwischen Imrenli und Akcakese (ungefähr N41.15356, E29.73081). Ein Platz der als Westernstadt gestaltet ist, das Personal mit Cowboyhüten rumsaust und mittendrin auch mal ein Pferd am Zelt vorbeikleppert. Schade nur, dass in der ganzen Westernstadt keiner ein Wort Englisch spricht, auch die türkische Folklore passt nicht ganz zum Ambiente. Aber sehr sauber, Essen am Buffet sehr lecker und alles in Allem nicht teuer. Zwischenzeitlich hat sich das Wetter auch wieder auf "schön" stabilisiert und so gings dann also die letzte Tagesetappe Richtung Istanbul. Es war ein ausgesprochen merkwürdiges, eigentlich bewegendes Gefühl dort an der Brücke zu stehen und zu wissen, dass auf der anderen Seite vor ein paar Wochen die Reise Reise losgegangen ist. Ich hab' mir dann in dem selben Hotel, in dem wir zu Anfang der Runde gewohnt hatten nochmal eine Nacht gegönnt. Das Personal erkannte micht sofort wieder (und erklärte mich für vollends verrückt) und gaben mir das letzte Zimmer das frei war zu einem Sonderpreis. Es war irgendwie lustig und ein eigenartiges Gefühl, war ich doch vor knapp vier Wochen genau hier schon mal gesessen. Allerdings hatte ich nun Zeit, mir die Touristen beim Sightseeing anzuschauen und machte nicht mehr selbst Sightseeing. Das ist eine ganz witzige Situation, all die relevanten Stätten mal anzulaufen (Hotel ist ja in fußläufiger Entfernung zu Hagia Sophia, Blauer Bosche etc.) ohne reinzumüssen - war ja letztens grade da!
Mit einem fulminanten Gewitterschauer, der mich genauso wie vier Griechen für eineinhalb Stunden in eine Tankstelle zum unterstellen geschickt hat, verabschiedete sich die Türkei. Die Vier hatten sich in Istanbul Metallica gegeben. So gings aber dann mit zunehmend heiterem Wetter wieder Richtung Griechenland.
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