Slowenien '09

Slowenien

So, da ist er, der Grenzübergang bei Uccea. Ein kleines Häuschen und das wars auch schon wieder. Ich finde es immer spannend durch Grenzübergänge zu fahren, insbesondere wenn es in ein Land geht, in dem ich noch nie war. Bislang waren es noch nicht allzuviele. Nach Slowenien ist der Genzübertritt jedenfalls völlig unkompliziert, EU halt. Was aber gleich klar war ist, daß der rücksichtslose und wilde slowenische Verkehr auf diesen Strassen nicht anzutreffen war. Davon sprechen nämlich die einen oder anderen Reiseführer. Ich konnte da aber nichts dramatisches feststellen, nicht auf den Strassen Richtung und um Kobarid.

Von Uccea gings also gleich direkt rüber nach Kobarid und hab dort mein Zelt bei Edi aufgeschlagen. Edi ist der Besitzer von Kamp Lazar, dem Campingplatz. Sehr entspannt dort! Der Campingplatz ist ja berühmt für die lecker Pfannkuchen die es dort gibt. In der Tat, in allen Variationen, also klassisch mit Marmelade aber auch mit Gemüse oder Hackfleisch - alles da und alles lecker. Richtig gutgehen lassen kann man sichs, angenehme Musik und ein zwei gut gekühlte Bierchen. Mit der Lektüre von Ted Simons Fahrt ("Jupiters Fahrt") konnte ich geistig die Füße richtig schön gemütlich hochlegen. Im Übrigen hat der Platz direkten Zugang zur Soca, einem Fluß dessen türkise Farbe als schlichweg spektakulär zu bezeichnen ist. Dass Kalk im Flußbett ein Türkis erzeugt, hab ich schon öfters mal gesehen. Aber was dieser Fluß hier unter der Napoleonbrücke zu Stande bringt ist einfach unglaublich. In der Nacht begann es dann etwas ungemütlicher zu werden. Da war es dann plötzlich, dieses nicht laute aber auch nicht leise Knacken an der Zeltwand. Und immer mehr, einmal hier, ein andermal dort. Zunächst nur im Halbschlaf mitbekommen so war es nach dem ersten Blitz und dem zugehörigen Donner klar, es wird schlecht Wetter. Das vereinzelte Knacken der Regentropfeneinschläge hat sich mittlerweile in ein kontinuierliches Rauschen verwandelt. Mit der Gewissheit, das Zelt halbwegs vernünftig plaziert zu haben, ließ ich mich dann doch noch vom Schlaf in den nächsten Morgen bringen. Recht schnell war klar, daß die ganzen Routen die ich mir so mehr oder minder stark vorgenommen hatte, ordentlich ins Wasser fallen. Viel genug davon kam ja von oben runter. Nichts wirds werden mit der Grenzkammstrasse - viel zuviel Regen. Eigentlich nicht nur Regen, vielmehr war das ein Dauergewitter - zwei Tage lang Blitz und Donner. Nur unterbrochen durch mal ein paar Stunden Aufhellung. So bot die Wettersituation doch noch eine Gelegenheit, mal eben eine Runde zu drehen und grob Richtung Stol zu eiern. Na, war ja klar, dass ich nicht allzuweit kommen würde ohne dass der Regenkombi raus muss. Zumindest mal schauen wo es denn den Stol hochgehen würde, war dann der Auftrag. Die Abzweigung zur Militärstrasse war dann auch gleich gefunden. Nur rauf wollte ich jetzt nicht, nicht während einem heftigen Gewitter mit viel Metall dabei einen Berg hoch. Habe noch einen Waldweg gefunden, der ganz offiziell befahrbar war und sozusagen als Vorgeschmack dienen sollte. Letztendlich war es aber eine Sackgasse war. Doch für die Verhältnisse war es eh genug, denn auf groben Schotter unterwegs zu sein ist schon auch anstrengend - grade dann wenn man eigentlich noch nicht so richtig geübt ist und vor allen Dingen auch alleine unterwegs ist. Deswegen muß man natürlich noch um so mehr aufpassen. Also bevor ich mich auch noch von innen heraus auch noch nassschwitze, lies ich es dabei bewenden und orientierte mich wieder Richtung Heimat, also dem Zeltplatz. Mein Gott hats mich da abgewaschen. Kurzerhand bin ich an die Tankstelle unten in Kobarid und hab mich dort erst mal für eine Stunde untergestellt und ein bisschen trocknen lassen. Habe dann gemacht was man bei schlechtem Wetter im Urlaub immer mal macht, das örtliche Museum besuchen. Nun ist das in Kobarid eines, das die Geschichte des Ortes aber im Wesentlichen den Ersten Weltkieg in und um diesen Ort dokumentiert. Ich finde, jeder sollte dieses Museum besucht haben - vielleicht würde das helfen, die Anzahl derer die gerne Mal einen auf Krieg machen zu reduzieren. Irgendwie gruselig wenn Du da in deinem Zelt sitzt, düstere Stimmung und Gewitter draussen und Du weist, dass genau hier hunderttausende ums Leben gekommen sind. Die Donner des Gewitters kommen dann plötzlich wie Echos der Kanonen aus der Vergangenheit zurück. Sitzt da mit deinem Zelt genau auf der Frontlinie, links am Berg oben die Einen und recht droben die Anderen. Und haben sich gegenseitig runtergeschossen. Also langsam ging mir die Donnerei und viel mehr aber der zugehörige Regen dermaßen auf den Senkel, dass ich beschloss, einen Versuch woanders zu starten um noch ein paar Tage ohne Regengüsse und Artillerie zu geniesen. Also los, Tenere wieder aufgerödelt und ab die Post. Keine Ahnung wohin, aber zunächst zogs mich Richtung Mangart, einem knapp 2700m (2677m um genau zu sein) hohen Gesellen. In der Zwischenzeit ist die Strasse leider von oben bis unten geteert - wäre da nicht eine riesige Baustelle an der Zufahrt gewesen - so warens dann wenigstens zwei oder drei Kilometer unbefestigte Strasse. Die zum hiesigen Zeitpunkt mit 5€ veranschlagte Maut rentiert sich in jedem Fall! Eine schmale Strasse, ab und an Tunnels führen hoch auf ein Plateau, das sozusagen einen Kreisverkehr darstellt. Also wer nicht wirklich schwindelfrei ist, sollte da oben nicht ganz so nahe an die Kanten marschieren. Da gehts plötzlich mehr oder minder senkrecht hunderte von Meter ins Tal runter. Ein spektakulärer Anblick aber letztendlich hab ich doch eher ein mulmiges Gefühl gehabt. Mit ein paar Metern Abstand zu den Kanten ists echt grandios da oben. Ein bisschen unterhalb die Hütte. Sie liegt gut versteckt aber durch eine steile kurze Zufahrt motorisiert zu erreichen. Lecker Eintopf gibts da! In der Zwischenzeit hat sich das Wetter um so viel verbessert, dass ich letztendlich meinen Entschluss die Kurve zu kratzen revidierte und erneut bei Edi eincheckte.

  Navigation  
< Großglockner Nach oben Slowenien 2 >